Ich bin im kompletten Off.
Irgendwo am Ende Europas, wo man ewig hin braucht und einiges auf sich nehmen muss. In Hornvik auf Nordwestisland. Es ist stockfinster und rundherum zig Kilometer keine Zivilisation.
In meiner Nähe stehen nur ein paar gleichgesinnte abenteuerlustige Fotonarren.
Alle schauen rauf, mitten in der Nacht. Rauf in den grün und rotviolett oszillierenden Himmel.
Es ist eine dieser Nächte die Island und die Polarlichtregionen des Nordens um den 66 Breitengrad, so speziell machen.
Ich erlebe wahrscheinlich gerade das stärkste Polarlicht meines Lebens und kann nicht genug davon bekommen.
Was hier in der absoluten Abgeschiedenheit am Himmel abläuft ist überwältigend. Einige von uns fangen an die Lichter laut zu kommentieren. Der Leuchtbogen ist so gewaltig, dass man keine Sekunde Pause bekommt , rasch ändert er Form und Lage am Himmel. Über unseren Köpfen explodiert die Corona in voller Pracht. Zwischendurch wird gar nicht mehr fotografiert, sondern nur gestaunt. Irgendwann ist das Spektakel dann vorbei, wir gehen euphorisch in unser kleines Häuschen und schlüpfen in die Daunenschlafsäcke.
18 Reisetage in Island im Februar 2025.
Ich sehe 8x Nordlicht, in den ersten 12 Tagen.
Irgendwann denke ich, wird das mit den Polarlichtern zur Routine. Es ist jedoch eben nicht so, zumindest bei mir. Jedes Mal aufs Neue freu ich mich über den Zufall der Stärke, Farbe und Form dieser Erscheinungen. Sonnenaktivität, Magnetismus der Erde, lokale Bewölkung und Standort ergeben ein Patchwork, welches Polarlichter nie sicher vorhersehbar macht. Und das ist auch gut so, sonst wäre der ganze Zauber verschwunden.
Fotografisch versucht man die Lichter in den Vordergrund einzubauen oder umgekehrt. Nicht immer ist das so einfach. Starkes Polarlicht fängt oft zu schwirren an, wird unberechenbar. Manchmal muss man riskieren und die Kamera im Dunkeln am Stativ schnell von horizontal auf vertikal umbauen. Trotz nur kurzer Belichtung von oft unter 2 Sekunden braucht man Zeit um zu reagieren. Da kann man einiges versäumen.
Wenn man so gesegnet ist wie ich hier in den knapp 2 Wochen im Nordwesten und Süden Islands, dann vergisst man die vielen Fehlschläge auf der Suche nach dem „Zauberlicht“. Man vergisst die späten Stunden, den Wind, die Kälte und die oft lange Anfahrt.
Schlussendlich ist diese Reise so dicht an sehenswerten Nordlichtern, dass ich die Bilder gleich in einen eigenen Ordner entwickelt habe.
Für Interessierte folgen hier die aufgelisteten Standorte
-15.02.: Bifröst, westliches Island (erst an der Straße, dann im Gebirge mit Berg Baula)
-17.02.: Isafjördur/ Westfjorde (neben dem Friedhof)
-18.02.: Hornvik/ Nordwesten
-22.02.: Reykanesviti/ Westen
-24.02.: Aegissidufoss/ Südwesten
-26.02.: Kap Dyrholaey/ Süden
-27.02.: Vestrahorn/ Südosten